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Geschichte der Medizin - Von der Antike bis zur Gegenwart
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Geschichte der Medizin - Von der Antike bis zur Gegenwart
von: Karl-Heinz Leven
C.H.Beck, 2008
ISBN: 9783406562525
131 Seiten, Download: 778 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Mittelalter (S. 28-30)

Zum Begriff «Mittelalter»

Der Begriff «Mittelalter» erweckt, insbesondere im Zusammenhang mit der Medizin, in der Gegenwart heftige Abwehrreaktionen. «Mittelalterliche Medizin» erscheint als Chiffre für Aberglauben und rohe Empirie, nutzlose Buchgelehrsamkeit und dogmatische Erstarrung. Der Begriff «Mittelalter» (medium aevum) begegnet erstmals bei den Humanisten des 14. und 15. Jahrhunderts, er bezog sich auf das als «barbarisch» emp fundene Latein im Vergleich mit demjenigen Ciceros (106 – 43 v. Chr.), dem die Humanisten nacheiferten. Seit dem 17. Jahrhundert wurde der Begriff «Mittelalter» auch in der Geschichtsschreibung verwendet. Um ein «Mittelalter» wahrzunehmen, das sich zwischen die Antike und die eigene «Neuzeit» oder «Gegenwart» geschoben hätte, bedurfte es der Vorstellung einer «Wiedergeburt» der Antike, eine derartige «Renaissance» gab es im christlichen Okzident, der in den spätantiken Jahrhunderten der Völkerwanderung und Gründung germanischer Königreiche auf römischem Boden die Kenntnis der griechischen Sprache und Kultur für viele Jahrhunderte weitgehend eingebüßt hatte.

Die Wiederaneignung seit dem Spätmittelalter ließ den Humanisten die dazwischenliegende Epoche als medium aevum erscheinen, bevölkert von barbarischen «Goten» und anderen kulturfeindlichen Eindringlingen. Demzufolge gab es in der byzantinischen Kultur keine Epoche, die von den Byzantinern selbst, die sich als «Rhomäer», d. h. «Römer», stets in antiker Tradition sahen, als «Mittelalter» hätte empfunden werden können, standen sie doch in einer unmittelbaren Kontinuität mit der (spät-)anti ken Tradition. Ähnliches gilt für die islamische Kultur, die vielfältig mit dem lateinischen Westen und Byzanz interagierte und in ihrem Selbstverständnis bis heute eine ungebrochene Traditionslinie seit dem frühen 7. Jahrhundert aufweist.

Vollends sinnlos ist die Bezeichnung «Mittelalter », um chronologisch gleichzeitige Kulturen im Fernen Osten (China, Indien) oder in Amerika (Maya, Azteken, Inkas) zu bezeichnen. Schwierig bleibt die zeitliche Eingrenzung des abendländischen Mittelalters. Bezieht man sich auf das Christentum, so reichte es von der «Konstantinischen Wende» (311 n. Chr.) bis zum Beginn der Reformation (1517). Andere Periodisierungen legen die politische Ordnung der Staatenwelt zugrunde – so das Ende des weströmischen Kaisertums 476 – oder die kontinentale Gemeinschaft der romanischen und germanischen Völker, die mit der Entdeckung Amerikas (1492) endete. Symbolhaft für das Ende des Mittelalters werden der Fall Konstantinopels (1453) oder der Mitte des 15. Jahrhunderts erfundene Buch druck mit beweglichen Lettern (Johannes Gutenberg 1452) gesehen.

Aus dem Blickwinkel der Seuchengeschichte erstreckt sich das Mittelalter zwischen der «Justinianischen» Pest des Jahres 542 und dem «Schwarzen Tod» von 1347/48, zwei hinsichtlich ihrer Opferzahlen von keiner anderen historischen Katastrophe übertroffenen Epidemien. Fraglich bleibt, ob die beiden Katastrophen für Beginn und Ende des Mittelalters kausale Bedeutung hatten. Periodisierungsversuche sind auch im Hinblick auf die Medizin schwierig. Die Medizin des Mittelalters gründete weitgehend auf der antiken Tradition, so daß keine deutliche Trennung auszumachen ist. Zahlreiche Züge der vormodernen Medizin waren bis gegen 1800 «mittelalterlich», so daß auch diese Abgrenzung unscharf ist.



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