Die Krim spielte in den aberwitzigen Eroberungsplänen Hitlers eine ganz besondere Rolle. Auf dieser ethnisch stark gemischten Halbinsel (unter anderem muslimische Krimtataren, Juden, Russen, Ukrainer, Bulgaren oder auch Armenier) sollten die nationalsozialistische Lebensraum-Utopie und Germanisierungspolitik idealtypisch umgesetzt werden. Die Quellenlage zur Krim ist so gut wie zu kaum einem anderen besetzten russischen Gebiet, trotzdem ist das Thema in der historischen Forschung bisher weitgehend unbeachtet geblieben. Norbert Kunz untersucht die realitätsfernen Vorstellungen von einem künftigen Mustergebiet »Gotengau« einerseits und andererseits die Besatzungs- und Verwaltungswirklichkeit dieses Gebiets, stets geprägt von multiethnischen Spannungen und heftigen Partisanenkämpfen. Damit gelingt ihm eine Pionierstudie, die erstmals die gesamte Besatzungsherrschaft in dieser Region behandelt - umfassend, blendend durchdacht und gut formuliert.
Über den Autor:
Norbert Kunz, geb. 1971, ist Historiker und Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Osnabrück. |