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Österreichische Geschichte
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Österreichische Geschichte
von: Karl Vocelka
C.H.Beck, 2007
ISBN: 9783406508691
129 Seiten, Download: 494 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Gibt es eine österreichische Geschichte? (S. 7)

Natürlich ist die Frage rhetorisch, sonst hätte man dieses Buch nicht schreiben dürfen. Aber sie hat auch eine gewisse Berechtigung, weil man für verschiedene Epochen Schwierigkeiten hat zu definieren, was denn «Österreich» bedeutet. Am einfachsten scheint das für die Geschichte von 1918 bis zur Gegenwart – sieht man von der schrecklichen Epoche Österreichs in der Historie während des Dritten Reiches (1938–1945) ab.

Doch das Gebiet der heutigen Republik wurde und wird von vielen HistorikerInnen zurückgespiegelt in die Vergangenheit, und damit wird «österreichische Geschichte» vor 1918 als die Geschichte dieses Territoriums beschrieben. Die unhistorische Perspektive, die dahintersteckt, ist leicht zu erkennen.

Selbst wenn man diese Grundannahme akzeptierte, käme man im Detail in Schwierigkeiten. Wie verhält es sich etwa mit Südtirol/Alto Adige, das historisch natürlich ein Teil Tirols ist, oder – um eine andere Perspektive zu zeigen – was ist mit dem Burgenland, das historisch zu Ungarn gehörte?

Die Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich im Jahre 1918 hatte ja ein doppeltes Programm: Einerseits sollte dieser Staat alle in der Monarchie lebenden Deutschen vereinen – was durch die Ansprüche der Nachbarstaaten und Siegermächte nicht möglich war –, und andererseits sollte 1918 kein selbständiger Staat gegründet werden, weil sich die Republik DeutschÖsterreich als Teil der Deutschen Republik verstand.

Dieser nationale Zusammenschluß nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges verboten. So ist der Staat von 1918 eine mehr oder weniger zufällige Konstruktion, die erst spät von der Mehrzahl seiner Bewohner akzeptiert wurde, keineswegs aber ein historisch gewachsenes Ganzes.

Noch schwieriger ist die Frage, was denn «Österreich» be- deutet, zu beantworten, wenn man in die Zeit der Habsburgermonarchie zurückblickt. Sicherlich gab es einen Teil der Monarchie, die Erbländer, der im Volksmund als «Österreich» bezeichnet wurde, aber dieser bestand wieder aus historischen Individualitäten, die oft erst sehr spät zu diesem habsburgischen Staat gefunden hatten.

Ein gutes Beispiel ist etwa Salzburg, das bis 1803 ein selbständiger geistlicher Staat unter der Herrschaft des Erzbischofs war und dann nach einigem Hin und Her schließlich erst 1815 im Wiener Kongreß endgültig an die Habsburgermonarchie fiel. Während Steiermark und große Teile Oberösterreichs (nicht das Innviertel) schon in der babenbergischen Zeit mit dem niederösterreichischen Kernland «Österreich/ Ostarrichi» vereint wurden, hatten die anderen heutigen Bundesländer wie Kärnten, Tirol und Vorarlberg im Mittelalter eine eigenständige Entwicklung und kamen erst im 14. Jahrhundert (in Vorarlberg dauerte der Prozeß der Landeswerdung sogar bis ins 19. Jahrhundert) zum habsburgischen Besitz.

In diesen Ländern gab und gibt es ein ausgeprägtes Landesbewußtsein, das sich auf die historische Einheit des Landes, nicht auf «Österreich» bezieht. Wenn man der Frage nachgeht, was denn das Spezifische an der österreichischen Geschichte sei, so wird man über weite Strecken feststellen, daß sich die Grundzüge der Geschichte Österreichs nicht so wesentlich von denen anderer Länder unterscheiden, wie das die ältere Geschichtsschreibung herausarbeitete.

Nur ein Beispiel für viele: Beim wichtigsten Privileg für die Babenberger in Österreich, dem Privilegium minus von 1156, stellte die ältere österreichische Forschung immer seine Einmaligkeit in den Mittelpunkt.



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